Wer sich an dieser Stelle fragt, wer denn bitteschön überhaupt Jörg Draeger ist, dem sei verraten, dass dieser Anfang der 90er Jahre die Spielshow „Geh aufs Ganze“ moderierte und schnell Kultstatus erlangte. Denn niemand anderes konnte seine Kandidaten derart unterhaltsam an der Nase herumführen, obwohl die Show letztendlich allein daraus bestand, sich zwischen einem farbigen Umschlag, einer Kiste oder Tor 2 entscheiden zu müssen.
Doch „Geh aufs Ganze“ ist längst Geschichte und Jörg Draeger verschwand schneller in der Versenkung als der Zonk. Denn von einem kurzen Gastspiel beim Trash-Sender 9Live mal abgesehen, schien Draegers TV-Karriere mit einem Schlag vorbei zu sein. Doch jetzt kommt der mittlerweile 65-Jährige zurück – und zwar mit einer konfus anmutenden Peinlich-Show auf RTL2.
In „Ich weiß, was du letzten Freitag getan hast“ wird ein Kandidat zuerst hypnotisiert und soll dann erniedrigende Details über sich und seine Freunde ausplaudern. Letztendlich kann die Gruppe dann entscheiden, ob die Enthüllungen den Zuschauern präsentiert werden sollen. Wer sich traut, bekommt einen Preis. So weit, so schlecht.
Mal davon abgesehen, dass wir der Sendung nicht zutrauen, sich für mehr als ein paar Wochen gegen gängige Absetz-Gesetze behaupten zu können, ist es schon eine traurige Tatsache, dass Draeger offensichtlich die Kohle ausgegangen ist. Denn anders ist der Versuch, sich mit einer Show solchen Formats zurück ins TV zu wagen, wohl nicht zu erklären.
Dabei wäre es wohl die bessere Entscheidung gewesen, den „Geh aufs Ganze“-Zaster besser anzulegen, um sich im Vorruhestand an die guten alten Zeiten erinnern zu können. Schließlich dürfte Draeger mit seinem Comeback all die verklärten Kindheitserinnungen derer zerstören, die mit dem Zonk aufgewachsen sind und dem verschmitzt lächelnden Moderator einfach nicht böse sein konnten. Im Grunde kann man da nur hoffen, dass „Ich weiß, was du letzten Freitag getan hast“ schneller in der Versenkung verschwindet als Jörg Draeger nach dem Ende von „Geh aufs Ganze“.