Im Pseudo-Reality-Format „X-Diaries“ von RTL2 geht es bekanntlicherweise immer um dasselbe. Denn praktisch in jeder Folge tummeln sich irgendwelche Beinahe-Erwachsene an den Stränden dieser Welt und träumen von der großen Liebe – oder vom schnellen Sex im Suff.
Zwischendurch stehen die Laienschauspieler dann auch mal vor der Aufgabe, ein schockiertes Gesicht zu machen, wenn herauskommt, dass der vermeintliche Partner sich mit einheimischen Lolitas vergnügt hat oder in Wahrheit der eigene Bruder ist.
Dass dabei alle Protagonisten stets leicht bekleidet durch die Gegend hüpfen müssen, versteht sich von selbst. Und das ist dem Jugendschutz nun anscheinend zu viel geworden. Nicht, dass sich die Damen und Herren von der ethischen Aufsichtsbehörde über aberwitzige Schauspielerleistungen und idiotische Dialoge echauffieren würden. Vielmehr fällt ihnen jetzt auf, dass eine Vorabendprogramm-Sendung, in der es hauptsächlich um Sex, wilde Partys und Alkohol geht, keinen vorbildlichen Charakter zur Schau stellt.
Der Jugendschutz beanstandet neben den fragwürdigen Inhalten zudem die derbe Sprachwahl der Schauspieler und fürchtet, die Sendung könne vor allem Kinder unter 12 Jahren in ihrer Entwicklung negativ beeinflussen.
Das eigentliche Problem liege allerdings darin, dass junge Zuschauer oftmals nicht begreifen könnten, dass es sich nicht um eine Dokumentation handele, sondern um fiktive Inhalte, die als solche eingeschätzt werden müssten.
Wir finden zwar, dass das Kopfschütteln des Jugendschutzes über „X-Diaries“ durchaus angebracht ist. Allerdings könnte man genauso gut fragen, warum die Kritik an der Sendung erst jetzt geäußert wird. Schließlich strahlt RTL2 „X-Diaries“ bereits seit über einem Jahr aus und hat sich bis jetzt keinen bekannt gewordenen Anfeindungen stellen müssen.
Dass sich etwas am Konzept der Sendung ändert, glauben wir allerdings auch jetzt nicht. Denn bis man RTL2 kräftig auf die Finger klopft und mit der Absetzung des Formats droht, wird alles seinen gewohnten Lauf nehmen. Die Sex- und Alkoholprobleme verwirrter Strand-Nixen werden weiter wachsen – so wie die Furcht des gemeinen Zuschauers zum Vorabendprogramm den Fernseher einzuschalten.